
Missionsziele des Vereins
Das Ziel des Vereins „Hanf in der Landwirtschaft und Textilökonomie“ ist es, das alte Verständnis von Nutzhanf als Textil wiederzubeleben. Wir wollen nicht nur die historische Bedeutung des Hanfanbaus in der Textilindustrie betonen, sondern auch die zahlreichen Vorteile, die Hanftextilien heute noch bieten.
Hanf ist eine sehr nachhaltige und ressourcenschonende Alternative zu herkömmlichen Materialien wie Polyester oder Baumwolle. Die Pflanze wächst ohne Bewässerung und benötigt im Anbau keine Pestizide oder Dünger. Außerdem ist Hanf in nahezu allen Bereichen verwendbar, die auch mit Baumwolle verbunden sind, einschließlich Kleidungsstücken, Bettwäsche, Teppichen und Handtüchern.

Wir möchten durch unsere Arbeit das Bewusstsein für die Vorteile von Hanftextilien schärfen und den Hanfanbau in der Landwirtschaft unterstützen.
Hierzulande ist das Wissen und die Herstellung von Langfaserhanf für die Bekleidungsindustrie, das Spinnen und Weben der Hanffaser, fast ausgestorben. Aufgrund des zunehmenden Umweltbewusstseins der Bevölkerung und des damit verbundenen Willens, fossile Energieträger einzusparen, ist Hanf wieder aktuell und hat als Multitalent unter den nachwachsenden Rohstoffen Zukunftspotenzial.
Mit dem Verein möchten wir die regionale Nutzung von Hanf als Faser für die Herstellung von Bekleidungstextilien wieder aufleben lassen!
Hanf und seine Geschichte

Hanf (Cannabis sativa L.) hat seinen Ursprung in Zentralasien (Iran, Afghanistan, Südkasachstan und Teile von Südsibirien), wo auch noch heute seine Wildform in der natürlichen Vegetation vorzufinden ist. Eingeführt wurde die Kulturpflanze nach Mittel- und Nordeuropa über die Slawen, wobei diese im Mittelalter an Bedeutung gewann und vermehrt angebaut wurde. Sie wurde über viele Jahrhunderte hinweg aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten als Rohstoffpflanze in fast allen europäischen Ländern kultiviert. Aus diesem Grund ist sie hervorragend geeignet für die Verarbeitung zu Seilen, Segeltüchern, Bekleidungstextilien, Papier und Ölprodukten.
Im 19. Jahrhundert, das Zeitalter der industriellen Revolution, verlor Hanf aufgrund des technischen Fortschritts in der Schifffahrt und Textilindustrie an Bedeutung.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Nutzhanf als Textilmaterial in Deutschland weit verbreitet. Es wurde verwendet, um Kleidung, Seil, Segeltuch, Papier und vieles mehr herzustellen. Nach dem Krieg wurde der Nutzhanf jedoch fast vollständig aus der deutschen Textilindustrie entfernt. Es gibt eine Reihe von Ursachen dafür:
- Politische Situation: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt und stand unter dem Einfluss der alliierten Siegermächte. Die Alliierten hatten ein besonderes Interesse daran, den Anbau von Hanf zu unterbinden, da es als eine der Hauptquellen für die Produktion von Marihuana galt. So wurden strenge gesetzliche Regelungen erlassen und der Anbau von Hanf stark eingeschränkt.
- Konkurrenz durch andere Materialien: Mit dem technologischen Fortschritt und der Entwicklung synthetischer Materialien wie Polyester, Nylon und später auch Baumwolle wurde Nutzhanf als Textilmaterial zunehmend von diesen moderneren Stoffen verdrängt. Diese neuen Materialien waren leichter, billiger und konnten in größeren Mengen hergestellt werden. Die Verwendung von Nutzhanf begann somit allmählich abzunehmen.
- Negative Vorurteile: In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Hanf nach dem Krieg oft mit illegalen Drogen in Verbindung gebracht. Die weit verbreitete Verwendung von Cannabis als Rauschmittel hatte dazu geführt, dass Hanf und Marihuana als Synonyme galten. Dies führte zu einer Stigmatisierung von Nutzhanf und seiner Verbindung zur illegalen Drogenproduktion.
- Importbeschränkungen: Nach dem Krieg war Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Probleme und des Verlusts von Anbauflächen auf Importe angewiesen. Hanf wurde jedoch weltweit immer seltener angebaut, da andere Materialien erfolgreich auf dem Markt etabliert waren. Die Verfügbarkeit von Hanf als Rohstoff für die Textilproduktion war daher stark eingeschränkt.
Die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende Globalisierung versetzte der heimischen Faser- und Textilwirtschaft nahezu den Todesstoß.
Obwohl der Anbau von Nutzhanf und die Verwendung als Textilmaterial in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg stark zurückgingen, hat sich die Situation in den letzten Jahren wieder verändert. Hanf wird heute wieder als nachhaltiger Rohstoff für verschiedene Produkte, einschließlich Textilien, genutzt. In Deutschland gibt es mittlerweile einige Hanfanbauer und Unternehmen, die sich auf die Verarbeitung von Hanffasern spezialisiert haben. Dieser junge Markt steckt jedoch noch in den Anfängen und muss mit den Herausforderungen der vergangen Jahrzehnte kämpfen, um wieder Fuß zu fassen.
