Berlin, 5.5.2023 – NACHHALTIGE POTENZIALE VON HANF FÜR LANDWIRTSCHAFT, BODENQUALITÄT UND ARTENVIELFALT BESSER NUTZEN!
In Deutschland ist der Anbau von Nutzhanf seit 1996 erlaubt. Seit 2014 nimmt der Nutzhanfanbau in Deutschland kontinuierlich zu, zugleich sind viele Potentiale noch ungenutzt.
Im Jahr 2022 verzeichnet der Nutzhanfanbau in Deutschland einen neuen Rekord: 889 landwirtschaftliche Betriebe haben 2022 auf 6.943 Hektar Nutzhanf angebaut – dies zeigen die vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Dennoch ist es nicht mal 1% der verfügbaren Fläche.
Nach Auffassung des Verein „Hanf in der Landwirtschaft und Textilökonomie“ soll Nutzhanf gezielter gefördert werden. Der Verein hat hierzu ein Positionspapier veröffentlicht.
Die sieben Forderungen lauten:
- Geregelter Anbau für die industrielle Nutzung ohne BtMG (Betäubungsmittelgesetz)
- Die Freigabe des Hanfanbaus als Zweitfrucht
- Zuschüsse zum Kauf von Erntemaschinen für regionale Maschinenringe
- Förderung von dezentralen Hanfaufbereitungsanlagen (auch mobil) mit nachgelagertem Faseraufschluss
- Förderung der Etablierung von Herstellungs- und Weiterverarbeitungsverfahren für Hanftextilien
- Ausbildungs- und Forschungsförderung für den Nutzhanfanbau im Textilbereich
- Ausbau der Biodiversität durch die breitere Nutzung zB. im Gartenbau, Forsteinrichtungen u.ä.
In Deutschland ist der Anbau von Nutzhanf seit 1996 erlaubt. Es gibt zwar einige Beschränkungen hinsichtlich der Sorten, da nur Hanfsorten mit sehr niedrigem THC-Gehalt für den Anbau zugelassen sind. Obwohl Hanf ein nachhaltiger und umweltfreundlicher Rohstoff ist, der für die Textilindustrie von großem Interesse sein kann, gibt es derzeit in Deutschland jedoch noch keine spezifischen Gesetze oder Vorhaben, die den Anbau von Hanf für Textilien fördern.
Um den Anbau von Nutzhanf für Textilien in Deutschland zu fördern, könnten spezifische Gesetze und Richtlinien eingeführt werden, die die Verwendung von Hanffasern in der Textilindustrie unterstützen und den Anbau von Hanf für diesen Zweck erleichtern.
Solche Gesetze und Richtlinien könnten sich auf folgende Bereiche konzentrieren:
1. Förderung des Hanfanbaus: Es müssten Anreize für Landwirte geschaffen werden, um den Hanfanbau zu fördern und zu unterstützen, beispielsweise durch finanzielle Anreize oder eine verbesserte Infrastruktur.
2. „Legalisierung“ der Rohstoffe: Es ist extrem unwirtschaftlich und ökologisch unvorteilhaft, dass der Rohstoff vernichtet werden muss, wenn er nur minimal die bisherigen Grenzwerte für THC überschreitet. Zu enge Regelwerke schrecken Landwirte, Verarbeiter, Investoren ab. So sollte der Grenzwert weiter oben angesetzt werden, zb. 1%. Eine „Legalisierung“ würde klarstellen, dass die Nutzung der Hanfrohstoffe gewollt ist und einen nachhaltigen Schritt nach vorne macht.
3. Schaffung von Absatzmärkten: Es müssten Absatzmärkte für Hanffasern geschaffen werden, indem beispielsweise öffentliche Einrichtungen und Unternehmen dazu angehalten werden, bei der Beschaffung von textilen Produkten auf Hanf zurückzugreifen.
4. Bildung und Forschung: Die Förderung von Bildungs- und Forschungsprogrammen könnte dazu beitragen, das Wissen über die Verwendung von Hanf als Rohstoff in der Textilbranche zu verbessern.
5. Internationaler Handel: Ein wichtiges Instrument zur Förderung des Anbaus von Hanf für Textilien in Deutschland wäre auch die Verstärkung des internationalen Handels mit Hanffasern und -produkten, um den Markt für Hanfprodukte zu erweitern.
Durch die Umsetzung von Gesetzen und Richtlinien in diesen Bereichen könnte die Landwirtschaft dazu ermutigt werden, mehr Nutzhanf für die Textilindustrie anzubauen.
Es ist schwierig, eine genaue Summe zu nennen, die die Bundesregierung investieren müsste, um die Hanfproduktion als Textil in Deutschland zu revolutionieren. Die Investitionskosten hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Größe der Felder, der benötigten Ausrüstung und der Ausbildung der Landwirte.
Um die Erforschung und Entwicklung des Hanfanbaus in Deutschland zu fördern, könnte die Bundesregierung jedoch in Forschungs- und Bildungsprogramme investieren. Es könnten auch Förderprogramme für Landwirte aufgelegt werden, die in den Hanfanbau einsteigen möchten. Vielleicht könnten durch die Investition in moderne und energiesparende Technologien die Effizienz und Nachhaltigkeit des Hanfanbaus erhöht werden.
Die Einführung von bildungsfördernden Programmen würde es den Landwirten erleichtern, eine nachhaltige Hanfproduktion aufzubauen. Dies könnte auch dazu beitragen, dass mehr Unternehmen in Deutschland Hanftextilien herstellen und damit die Wertschöpfungskette für Hanftextilien in Deutschland geöffnet wird. Darüber hinaus könnte die Regierung Anreize für Unternehmen schaffen, die nachhaltig produzieren, und somit auch dazu beitragen, die Nachfrage nach Hanftextilien zu erhöhen.
Letztlich hängt der Erfolg der Hanfproduktion in Deutschland jedoch nicht nur von der Investition der Regierung ab, sondern auch von der Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Textilien und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dennoch könnte die Bundesregierung einen wichtigen Beitrag leisten, um den Hanfanbau in Deutschland als nachhaltige Ressource für die Textilproduktion zu etablieren.
Perspektiven der landwirtschaftlichen und industriellen Umsetzung von Nutzhanf im Textilbereich
Als jahrtausendealte Nutzpflanze bietet Hanf viele agronomische Vorteile. Hanf liefert den Boden für nachfolgende Kulturen und optimiert die Bedingungen für die mikrobielle Aktivität in der Erde.
In einer Fruchtfolge eingebettet führt der Anbau von Hanf zu steigenden Erträgen der nachfolgenden Kulturen, zudem benötigt Hanf keine Pflanzenschutzmittel und reduziert somit die chemische Belastung des Bodens. Zudem fördert der Hanfanbau den Bienenschutz und die Artenvielfalt. Durch seinen engen Wuchs haben Unkräuter keine Chance und der Boden wird gleichzeitig vor Austrocknung geschützt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Hanf dürretoleranter ist als viele andere Nutzpflanzen, da er Zugang zu tieferem Grundwasser hat. Als ertragreiche und hochwertige Öl- und Proteinquelle bietet Hanf eine Chance für eine sich verändernde lokale Wirtschaft.
Nutzhanf speichern während des Wachstums große Mengen an atmosphärischem CO2, was zu einer langfristigen Kohlenstoffbindung führt, hauptsächlich in Form von Baumaterialien und der Produktion von Pflanzenkohle. Hanf eignet sich daher hervorragend als ökologisch wertvolle und wirtschaftlich relevante Nutzpflanze in diesem Jahrhundert. Daher ist es wichtig, diese Kulturpflanze und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten auszubauen und aktiv zu unterstützen.
Ein ökologischer Wandel mit Hanf als nachhaltige Ressource kann weitreichende Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Wirtschaft haben.
Um dies bis 2030 zu erreichen, sind einige wichtige Schritte erforderlich:
1. Förderung der Hanfproduktion: Es müssen Anreize für Landwirte geschaffen werden, um den Hanfanbau zu fördern und zu unterstützen. Gleichzeitig müssen Politiker die rechtlichen Rahmenbedingungen prüfen und gegebenenfalls anpassen, um den Hanfanbau in Deutschland zu fördern und zu erleichtern.
2. Innovative Forschung und Entwicklung: Innovative Forschung und Entwicklung können dazu beitragen, die Effizienz und Nachhaltigkeit des Hanfanbaus weiter zu verbessern. Hierfür müssen Ressourcen und Gelder in Forschungseinrichtungen und Bildungsprogramme investiert werden.
3. Information und Aufklärung: Um den Einsatz von Hanf als ökologisch nachhaltige Ressource zu fördern, müssen Unternehmen und Verbraucher über die vielen Vorteile von Hanf aufgeklärt werden. Hierbei kann eine gezielte Informations- und Aufklärungsarbeit sowie eine verstärktes Bewusstsein in der Gesellschaft helfen.
4. Fokussierung auf Wertschöpfungsketten: Ein wichtiger Aspekt des ökologischen Wandels mit Hanf als nachhaltige Ressource ist auch die Förderung der Wertschöpfungskette. Hierbei müssen Unternehmen unterstützt werden, um auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in der Produktion von Hanfprodukten zu setzen.
5. Politische Initiativen: Politische Initiativen können dabei helfen, den ökologischen Wandel mit Hanf als nachhaltige Ressource voranzutreiben. Hierbei können beispielsweise Anreize für Unternehmen und Landwirte geschaffen werden, die auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz setzen.
Eine Kombination dieser Schritte kann dazu beitragen, einen ökologischen Wandel mit Hanf als einer der wichtigsten nachhaltigen Ressourcen bis 2030 zu erreichen. Ein solcher Wandel kann dazu beitragen, die Umweltbelastung zu reduzieren und die Wirtschaft auf nachhaltigere Weise zu gestalten, sowie gleichzeitig innovative neue Industriezweige in Deutschland zu fördern.
Gute Gründe zu Förderung Hanf in der Landwirtschaft und Textilwirtschaft:
1. Eine Anbauprämie für den industriellen Hanfanbau für lokale Landwirte würde das Schadensrisiko minimieren.
Landwirte übernehmen die Vorreiterrolle bei der Stabilisierung oder Senkung der Preise für Feldfrüchte, und im besten Fall tun sie es auch. Dies führt zu niedrigeren Preisen für Konsumgüter. Dadurch steigt die Nachfrage und der Kreis der Bedürfnisse erweitert sich Nahe am kommerziellen Nutzhanfanbau in Deutschland.
Es liegt im Interesse aller, den industriellen Hanfanbau attraktiver zu gestalten, um beispielsweise mögliche Ertragsverluste besser auffangen zu können.
2. Aktuell ist der Anbau von Nutzhanf in den meisten Bundesländern (Ausnahme NRW & Sachsen) nur als Haupt- oder als Zwischenfrucht erlaubt. Eine Freigabe von Hanf als Zweitfrucht erlaubt Landwirten, die (Winter-)Hanf anbauen wollen, die Fläche zusätzlich zu düngen und somit die Erträge der Fläche zu erhöhen. Durch die Begrünung der Fläche mit Hanf als Zweitfrucht wird die Pflege der Ackerfläche mit Wirtschaftlichkeit kombiniert und entsteht ein Bodenerhalt, Biodiversität (inklusive Bienenschutz) und Einnahmen für die Landwirte.
3. Der lokale Hanfanbau wird durch den Mangel an geeigneten Maschinen für die Ernte der Stängel (Fasern und Schäben) und/oder die doppelte Nutzung des Feldes für die Gewinnung von Samen und Hanfstängeln behindert. Dieser wesentliche Schritt bei der Produktion hochwertiger Rohstoffe für Akteure entlang der Wertschöpfungskette ist für die Verwaltung und Aufrechterhaltung skalierbarer (regionaler) Wertschöpfungsketten von entscheidender Bedeutung.
4. Auch die Errichtung von Verarbeitungsbetrieben für Hanf (Stroh/Stängel) soll förderfähig sein. Für Hanfstroh sind Holzeinschlagsfabriken (mobil) und Faserfermentationsfabriken geplant. Diese zweite Stufe der Gewinnung hochwertiger Rohstoffe aus Hanf für die verarbeitende Industrie ist unerlässlich, um die quantitative und qualitative Zuverlässigkeit der bestehenden und sich entwickelnden Produkte sicherzustellen.
5. Als Quelle für hochwertiges regionale Kleidung gilt Hanf als Nutzpflanze mit großem Potenzial für die Entwicklung der Textilindustrie. Bisher ist die Beschaffung verarbeiteter Hanfprodukte aus dem Ausland, vor allem aus China, üblich.
Heutzutage halten es viele Unternehmen und Landwirte für unrentabel, ihr eigenes Getreide zu verarbeiten, weil die Marktpreise zu niedrig sind, um in Maschinen zu investieren.
Auch Informationen zur Hanfverarbeitung sind rar. Die Etablierung von Produktions- und Verarbeitungsmethoden für Textilhanf kann sowohl durch die Förderung des Kaufs von Maschinen als auch durch den Austausch von Maschinen und Informationen erreicht werden.
Langfristig würde dies die lokale Wirtschaft stärken, außerdem würden die deutschen Bekleidungskonsumenten unabhängiger von anderen Ländern werden und die Transportemissionen würden reduziert. Darüber hinaus würde Hanf mit seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten für Landwirte und Verarbeiter attraktiver werden.
Auf diese Weise gelingt es, den Aufbau einer starken nationalen und regionalen Wertschöpfungskette vom Bauernhof bis in den Kleiderschrank oder Automobil zu beschleunigen und das vielfältige Potenzial von Hanf als nachhaltigen und klimafreundlichen Textilrohstoff zu nutzen.
6. Es ist wichtig, die Forschung zu Industriehanf zu fördern, um neue innovative Prozesse und Technologien zu finden und die Wissensbasis zu stärken. Die weitere Optimierung von Anbau, Ernte und Verarbeitung vereinfacht die gesamte Wertschöpfungskette und führt zu Kostensenkungen durch effizientere Prozesse und höhere Qualität bestehender Produkte.
Darüber hinaus wird die Entwicklung neuer Produkte unterstützt, die durch Marktdiversifizierung zu besseren Konditionen für alle Marktteilnehmer führen können. Die Integration lokaler Institute, Hochschulen und Universitäten stärkt die Wissensbasis und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten. Durch die Auswahl deutscher Hanfsorten (derzeit nicht verfügbar), die an die lokalen Klima- und Bodenbedingungen angepasst sind, entsteht eine stärkere Ernte mit besseren Erträgen und höherer Qualität.
Dies wirkt sich auch langfristig auf die ohnehin hervorragende Ökobilanz der Pflanze aus, da langfristig noch größere Mengen Kohlenstoff gespeichert werden können. Auch zur Fruchtfolge besteht Forschungsbedarf.
Hanf kann auch einen großen Einfluss auf die Artenvielfalt haben, da er nicht chemisch verarbeitet wird und einer Vielzahl von Wildtieren als Lebensraum und Nahrungsquelle dient.
7. Da auch Industriehanf zum Teil immer noch staatlicher Repression ausgesetzt ist, würden die Innovationspreise eine starke Anerkennung und Förderung von Hanf als wertvollem und nachwachsendem Rohstoff darstellen. Solche Auszeichnungen würden den Innovationsmotoren die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen, und ihre Umsetzung in marktfähige Produkte fördern.
Über den Verein
Ziel des Vereins „Hanf in der Landwirtschaft und Textilökonomie“ ist es, die Welt der Hanftextilien zu erforschen und zu erweitern, indem wir uns auf innovative Technologien und regionale, nachhaltige Fertigungsmethoden konzentrieren. Dazu schaffen wir Netzwerke, Informieren und Bilden über Hanf als Textilpflanze und setzen uns in der Politik dafür ein.
Kontakt & Pressekontakt:
Frau C. Müller: 0176 / 67014526